Als Neophyten werden verwilderte Nutz- und Zierpflanzen sowie unbeabsichtigt eingeschleppte Pflanzen bezeichnet, die vor dem Jahr 1492 nicht in unseren Breiten vorkamen aber geeignete Bedingungen vorfanden, um sich etablieren und ausbreiten zu können. Einfuhr und Ausbreitung erfolgten im wesentlich über den internationalen Handel in der Land- und Forstwirtschaft aber auch über Parkanlagen und Hausgärten.
Von den rund 3.000 in Deutschland vorkommenden Neophyten-Arten konnten sich ca. 800 Arten etablieren. Etwa 5% davon werden aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit, schnellen Vermehrung und Mangel an natürlichen Fressfeinden als „invasiv“ bezeichnet. Sie bilden konkurrenzlose Dominanzbestände und verdrängen gebietstypische Pflanzen. Daneben können invasive Neophyten auch gesundheitliche und wirtschaftliche Probleme verursachen.
Zu den problematischen Neophyten im Landkreis Lörrach zählen:
Die Stadt Schopfheim hat 2013 eine Neophytenkartierung (Japan- bzw. Sachalin-Knöterich und Indisches Springkraut) in ihren Ortsteilen durchführen lassen. Die Ergebniskarte ist als pdf im Downloadbereich verfügbar.
Indisches Springkraut Riesen-Bärenklau Japan-Knöterich
Neben den Neophyten gibt es aber auch heimische Arten, die bei besonders günstigen Lebensraumbedingungen Dominanzbestände bilden oder sich durch Veränderung relevanter Faktoren, wie bspw. dem Klima, zusehends verbreiten. Handelt es sich dabei zusätzlich um Giftpflanzen, ist eine Ausbreitung besonders für die Heugewinnung problematisch.
Im Landkreis Lörrach zählen hierzu:
Maßnahmen zur Reduzierung von Neophyten oder Problempflanzen sind über die Landschaftspflegerichtlinie förderbar, wenn gesetzlich geschützte Biotope nach §30 BNatschG betroffen sind oder es sich aus Naturschutzsicht um wertvolle Flächen innerhalb von Schutzgebieten handelt.
Die geeigneten Maßnahmen hängen vor allem von der Pflanzenart und dem Standort ab:
Art | geeignete Maßnahme | Zeitraum |
Nordamerikanische Goldruten | 2x Mahd mit Abräumen, Ausreißen |
1.
Schnitt Mai und Anfang Juni (wenn die Pflanze ca. 1m hoch ist) 2. Schnitt Herbst Bei nur 1 Schnitt vor der Blüte |
Indisches Springkraut |
Beweidung oder Mahd mit Abräumen, Ausreißen und Entsorgen |
Jeweils vor der Samenreife (ab Juni) |
Japan-Knöterich Sachalin-Knöterich |
Beweidung oder mehrfache Mahd mit Abräumen und Entsorgung (extrem hohe Verbreitungsgefahr!) Weidenspreitlage an (Fließge-wässern)
Kleine Bestände ausreißen und Wurzel vollständig ausgraben |
Ab April das ganze Jahr |
Riesen-Bärenklau |
Fruchtstand abschneiden,
Pflanze ausstechen (10-15cm tief) |
Bevor die Samen braun werden (Juli / August) Ende April / Ende Oktober |
Adlerfarn |
2x Mahd und Beweidung
1x Mahd und Beweidung |
Grundsätzlich gilt: Wenn die Pflanze Kniehöhe bis Hüfthöhe erreicht hat (1. Mahd ca. Mitte Juli, 2. Mahd bis spätestens Mitte August)
Bevor die Pflanze zu stark verholzt |
Herbstzeitlose | Schröpfschnitt in mind. 3 aufeinanderfolgenden Jahren | Vor Ausbildung der Samenkapsel (in der Regel März/April) |
Greiskräuter | Ausstechen | In der Blüte, spätestens vor der Samenreife |
Klappertopf | Schröpfschnitt in 2-3 aufeinanderfolgenden Jahren | Während der Blütezeit (in der Regel April/Mai) |
Weitere Informationen zu Neophyten und anderen Problempflanzen:
Fachvortrag des Neophyten-Experten Bernd Walser, Regierungspräsidium
Freiburg
Information zur Reduzierung des Adlerfarn im Rahmen von LPR-Verträgen und Aufträgen
Neophyten in Lörrach - TRUZ Trinationales Umweltzentrum
Bundesamt für Naturschutz - Gebietsfremde Arten
Knöterich-Kampagnenwebsite des LEV im Ortenaukreis
Koordinationsstelle Invasive Neophyten in Schutzgebieten Sachsen-Anhalts